Mittwoch, 1. April 2020 – The Lockdown Diaries – Tag 17

Hol de Radio!

Auf Twitter hat eine mehr oder weniger offiziell klingende Stelle darum gebeten, auf Aprilscherze zu verzichten, es gäbe schon genug Fake News. Als ob es darauf noch ankäme. Das meiste, was mir in den sozialen Medien zur Zeit sauer aufstösst, ist allem Anschein nach ernst gemeint.

Aber konzentrieren wir uns auf die Lichtblicke, wie z.B. das neue MaiLab-Video von Mai Nguyen, in dem eindrücklich dargelegt wird, dass die zur Zeit geltenden Massnahmen unvermeidlich und richtig sind. Dass jetzt unser aller Solidarität gefragt ist, damit wir die Kurve nicht nur abflachen, sondern stoppen. Abflachen allein hält nämlich unsere Wirtschaft nicht aus, das dauert viel zu lange.

Seit ich Homeoffice mache, habe ich angefangen, Radio zu hören. Ja, genau, diese altmodische Einrichtung, die da unaufdringlich durch die Gehörgänge plätschert. Endlich redet wieder jemand mit mir, aber verlangt nicht gleich die ganze Aufmerksamkeit wie beim Fernsehen. Der Lockdown hat mich tatsächlich zum regelmässigen Radiohörer gemacht. Bei mir läuft immer der gleiche Kanal, SRF2 Radio Kultur. Ich mag die beruhigende Wirkung klassischer Musik, oder klug konzipierter Beiträge, welche den Gedanken an Begriffe wie Aufmerksamkeits-Ökonomie überhaupt nicht aufkommen lassen.

Eine Geschichte in den Nachrichten war der Rückgang der Hausarztbesuche seit Beginn des Lockdowns. Toll, dachte ich, dann gehen vielleicht die Krankenkassenprämien wieder mal runter. Dann wurde mir aber klar, dass dies eher unwahrscheinlich ist. Ich fragte mich kurz, ob es dieselben Leute sind, die wegen jeder Lappalie zum Arzt gehen, und nun aus Furcht vor Ansteckung zuhause bleiben. Aber das ist eigentlich recht zynisch, denn es gibt viele Gründe, zum Arzt zu gehen, zum Beispiel Einsamkeit.

Interessant war auch ein Fachbeitrag zur Unterscheidung von Furcht (rational), Angst (emotional) und Panik (durchgeknallt), die deshalb so schwierig ist, weil sie in der geläufigen Sprache auch nicht sonderlich scharf getrennt sind, zumindest die ersten beiden.

Wo kann man sonst eine Diskussion über alte Keramiktechniken hören, welche man vor tausend Jahren in China beherrschte, die aber in der heutigen Zeit mühsam wieder erarbeitet werden müssen? Bildung ist ein Schatz, und ich habe eben eine neue Quelle für mich entdeckt. Das ist doch ein schöner Gedanke, um diesen Text abzuschliessen.

Links

https://youtu.be/3z0gnXgK8Do
https://weltnetz.tv/story/2312-gedanken-zur-corona-pandemie
https://www.srf.ch/sendungen/kontext/furcht-angst-panik-strategien-im-umgang-mit-bedrohungen
https://www.srf.ch/sendungen/kontext/tandem-ein-lob-auf-die-handfertigkeiten

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