Dienstag, 17. März 2020 – The Lockdown Diaries – Tag 2

Erster Tag im Home Office – Going Strong

Tag eins des Home Office. Vorteil ist, man kann in der Arbeitspausen Kleinigkeiten in der Wohnung erledigen, für die sonst kaum Zeit ist. Beispielsweise endlich das Banner für die Konzerninitiative aufhängen...

Ausgerechnet die NZZ macht sich Sorgen, wie die Weisungen des Bundesrates wohl zu deuten seien, und ob Fondueabende weiterhin erlaubt seien. Was soll das servile Geschwurbel? Obrigkeitshörigkeit im Land des mündigen Bürgers? Goht's no? Mit den wenigen Verhaltensregeln und etwas Nachdenken kann jede(r) sein/ihr Ansteckungsrisiko selbst minimieren, ganz ohne Reglement. Wird dem Souverän so wenig Souveränität zugetraut?

Heute ging’s ganz gut. Homeoffice ist leichter als ich dachte, mit der Disziplin und so. In den Pausen kann man den Arbeitsbereich etwas aufräumen. Erster gezielter «Raubzug» in eine Migros-Filiale. Guter Tipp: auf der Migros-Website kann man abfragen, welche Filiale welchen Artikel noch vorrätig hat. So kam ich easy zu zwei Packungen Falztüchern fürs Hände abtrocknen. War hin und zurück nur eine knappe Stunde Fussmarsch, denn das Velo ist noch nicht geflickt. Fühlt sich alles noch ein wenig an wie eine Mondexpedition.

Weitere Gedanken zum Homeoffice: Vielleicht ist es eine Utopie, aber es wäre schön, ein wenig von den Lockdown-Erfahrungen in die spätere Zeit mitzunehmen; nicht mehr alles so höchst arbeitsteilig zu handhaben. Ein paar Tage in der Woche mit Homeoffice und selbstbetreuten Kindern würden vielleicht zum allgemeinen Wohlbefinden beitragen. Auch um den Pendlerverkehr etwas zu reduzieren. Der Zukunftsforscher Matthias Horx hat hierzu ganz interessante Gedanken entwickelt [1].

Mein Bruder fragt mich über SMS, ob ich nicht manchmal beunruhigt sei. Erstaunlicherweise gar nicht. Ich sehe die zwangsverordnete Entschleunigung als Chance, selbst weniger Stress zu erleben, und vielleicht sogar die Zeit produktiv zu nutzen. Die Erneuerung dieser Website, zum Beispiel, ist nämlich bisher aus Zeitnot steckengeblieben. Eine Chance, endlich damit vorwärts zu machen.

Eine Bekannte äussert auf einem anderen Kanal ihre Zweifel über den Sinn der Massnahmen und ist bedrückt von den Einschränkungen der Freiheit. Ich weiss nicht recht, was ich ihr sagen soll. Ich denke, mir sind Sinn und zugrundeliegende Gefahr klar. Dieses Bewusstsein übt zumindest auf mich eine beruhigende Wirkung aus. Ich weiss, womit wir es zu tun haben und befolge die Massnahmen daher aus Überzeugung.

Abends schau ich mir zwei Teile des Wendedramas "Der Preis der Freiheit" in der ZDF-Mediathek an. Erfreulich unideologisch. Trotzdem frage ich mich, wieviel davon doch noch Westpropaganda ist.

Links

[1] https://www.diezukunftnachcorona.com/die-welt-nach-corona/

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